Marine Schiffspost
Ab dem 1.Oktober.1895 wurden versuchsweise sieben Kriegsschiffen in Ostasien und der Südsee mit Marineschiffsposteinrichtungen ausgestattet. Zuvor wurden die Postsachen der Mannschaften der Kriegsschiffe in großen Leinenumschlägen zum Hofpostamt in Berlin geschickt, wo das Marinepost-Bureau ansässig war Dort wurden sie dann frankiert und in den deutschen Postverkehr gebracht. Mit der allgemeinen Einführung der Marineschiffsposten im Sommer 1897 mit der Verschickung der Postsachen in geschlossenen Briefbeuteln waren die teuren Hofpostamtsbriefe überflüssig geworden. Die Post wurde in Briefbeuteln verstaut, und mit der internationalen Post zum Marine-Postbureau nach Berlin geschickt, von wo sie dann von der Inlandspost an die Empfänger weitergeleitet wurde. Da das Deutsche Reich vor dem Weltkrieg ständig über 2000 Marinesoldaten im Auslandseinsatz hatte, war das Postaufkommen enorm.
Stempelformen bei der Marineschiffspost.
Vor dem I. Weltkrieg waren Stempel mit den Nummern 1 bis 86 auf den Kriegsschiffen und Transportdampfern im Einsatz. Von diesen Stempeln wurde ein größer Teil auf den Marineschiffpostämtern in den Gewässern vor den deutschen Kolonien und den Ländern mit deutschen Auslandspostämtern genutzt. Bei den Marineschiffspostämtern waren die gängigen Marken des deutschen Reiches vorrätig. Die Portostufen für Briefe und Postkarten entsprachen ab 1899 den Kolonialtarifen. Die Briefmarken der deutschen Kolonien und der Auslandspostämter wurden von den Marineschiffspostämtern toleriert. Bereits in den frühen neunziger Jahren war der Postanweisungsverkehr zugelassen. Ab 1903 wurde die Möglichkeit geschaffen, R-Briefe von Bord zu versenden, die aber erst im Hofpostamt in Berlin entsprechend behandelt wurden.
Bei einer Sendung von einem Mannschaftsmitglied an ein anderes, oder von einer Kommandostelle an Bord eines Schiffes an eine Kommandostelle auf einem anderen Schiff war der Umweg über das Marine-Postbureau in Berlin ungünstig. Aus diesem Grund wurde jede mögliche Beförderungsmöglichkeit genutzt, um die Post im Briefbeutel an das Empfängerpostamt weiterzuleiten. Es ist auch Post bekannt, die zu Inlandstarifen im Einzeltransit im Weltpostverein befördert wurde. Besonderes Interesse bei der Sammlerschaft findet die Post, die von den verschiedenen Einsätzen der Kriegsschiffe stammen.
Die folgenden Belege vermitteln einen kleinen Eindruck von der Vielfalt des Sammelgebiets. Dabei sind auch Belege der Marinepost, die nur mittelbar mit der Marineschiffspost in Verbindung zu bringen sind, die aber eine Bereicherung für eine Marineschiffspostsammlung darstellen.
Ganzsache der deutschen Post in China mit MSP-Stempel 4. Die Karte wurde während des Manila-Konflikts auf dem Kleinen Kreuzer S.M.S. Irene geschrieben.
Offiziersbrief mit einer 20 Pf. Marke der Marschall-Inseln vom 10.12.1897. Der Brief wurde an Bord des Kleinen Kreuzers S.M.S. Bussard in den Gewässern vor Jaluit (Marschall-Inseln) aufgegeben.
Zeitungsstreifband mit inliegender Zeitung aus Tsingtau, an einen Leutnant im Marinehospital in Yokohama. Da der Empfänger nicht mehr in Japan war, wurde das Streifband nach Tsingtau zurückgeschickt. Von dort ging es an das Lazarettschiff Gera dem der MSP-Stempel 6 zugeteilt. Von dort wurde das Streifband erneut an das German Hospital, Yokohama geschickt.
Dienstbrief des Kleinen Kreuzers S.M.S. Gefion aus Tsingtau an den Admiral auf S.M.S. Hertha in Hakodate, Japan. Dienstbriefe, Depeschen und private Post wurden immer an die kaiserlichen Konsulate gerichtet, da sie in der Regel sofort bei der Ankunft eines Schiffes aufgesucht wurden, bzw. die Post an Bord gebracht wurde.
Ganzsache vom Ersttag der deutschen Post aus Saipan auf den Marianen, von einem Besatzungsmitglied von S.M.S. Jaguar an einen Zahlmeister auf S.M.S. Iltis in Tsingtau. Die Karte wurde über Singapore, Tsingtau, Hongkong nach Canton weitergeleitet
Ganzsache der chinesischen Post aus Peking nach Shanghai befördert und von dort über Yokohama und Tsingtau an den Kleinen Kreuzer S.M.S. Prinz Wilhelm weitergeleitet.