Kiautschou
Das „Gelbe Meer“ wird östlich von Korea, westlich von der chinesischen Halbinsel Schantung eingeschlossen. In der Südostküste von Schantung findet sich die Bucht von Kiautschou, die vom 36. Grad nördlicher Breite und vom 120. Grad östlicher Länge geschnitten wird. Sie liegt damit auf der Höhe der südlichsten Spitze Europas. Die Wasserfläche der Kiautschou-Bucht umfasste um 1900 rund 560 qkm und entsprach damit etwa der Größe des Bodensees. Sie unterliegt jedoch zunehmender Versandung, so dass die frühere Hafenstadt Kiautschou bereits zur Zeit des deutschen Besitzes etwa 6 km landeinwärts lag.
Das eigentliche Pachtgebiet beschränkte sich auf die beiden Halbinseln, die den Eingang zur Kiautschou-Bucht beherrschen, sowie die in der Bucht und vor den Halbinseln liegenden Inseln. Die gesamte Landmasse betrug etwa 551 qkm, also etwa ebenso viel wie die Seefläche. Das Pachtgebiet ist stark gebirgig und erreicht im Lauschau-Gebirge Höhen bis über 1100 m. Das Klima ist für Europäer gut geeignet.
Tsingtau war zur Zeit der Besetzung ein kleines Fischerdorf. In seiner Nähe waren 1891 vier Truppenlager für eine Garnison von 3000 Mann angelegt worden. Das Pachtgebiet hatte bei seiner Übernahme im Jahre 1897 83.000 Einwohner. Der Ausbau Tsingtaus und der Schautang-Bahn und sein Anschluss an das Weltschifffahrtsnetz führten zu einem raschen Anstieg der Bevölkerung, die sich dank des fortschreitenden Aufblühens des Pachtgebietes bis 1914 auf 340.000 Köpfe erhöhte.